2. Das Forum erwacht
Hier ist der Marktplatz. Das Volk beeilt sich. Aber Markus steht und sieht sich um. Nun kommt Claudia hinzu und grüßt: „Sei gegrüßt!“ Und Marcus grüßt: „Sei gegrüßt!“
Marcus und Claudia sehen sich um:
Hier ist das Rathaus. Die Türen sind schon offen. Nun kommen Senator Manlius und Senator Cassius heran. Die Senatoren treten nicht ein, sondern stehen und diskutieren.
Hier ist das Denkmal, dort sind die Tempel und Statuen.
In der Nähe sitzt ein Richter und urteilt. Das Volk steht umher, die Rechtsanwälte diskutieren.
In der Nähe ist die Gerichtshalle: Hier sind die Bankiers. Hier ertönen die Münzen. Die Kaufleute treten heran und schreien. Überall eilen Herren und Herrinnen, Sklaven und Sklavinnen.

3. Beim Goldschmied
Der Juwelier ruft: „Tretet heran, Römer! Nähert euch, Herren und Ehefrauen!Tretet ein, Freunde und Freundinnen! Seht! Gold! Silber! Hier sind Ketten; dort liegen Ringe. Weder Armreifen noch Spangen fehlen. Seht! Wie sehr sie funkeln und glänzen! Tretet heran und seht!“
Herren und Ehefrauen nähern sich. Claudia ruft: „Beeil dich Marcus! Tritt heran und sieh!“ Darauf treten Claudia und Marcus heran. Sofort ruft der Juwelier: „Komm heran und tritt ein, meine Freundin! Komm heran und tritt ein, mein Freund! Tretet ein, seht euch um und freut euch! Denn drinnen sind Wunder!“

4. Der feine Herr Senator
Während Marcus und Claudia das Forum betrachten, rufen Sklaven: „Macht Platz! Macht Platz!“ Die Sklaven tragen eine Sänfte herbei. Das Volk macht sofort Platz. Denn der Senator Marcus Licinius Calvisius eilt zur Kurie.Während die Sklaven die Sänfte absetzen, nähert sich das Volk und grüßt den Senator: „Sei gegrüßt, Senator! Sei gegrüßt!“ Der Senator schickt die Sklaven weg. Darauf grüßt er sowohl die Herren als auch die Frauen: „Seid gegrüßt, Freunde und Freundinnen!“ Und er grüßt die Kaufleute. Plötzlich aber schweigt er. Warum stutzt er? Was sieht er? Er sieht die Kritzelei und die Worte:
Sowohl das Haar als auch das Gehirn gehen aus.
M. Licinius Calvisius.

M. Licinius Calvisius wird rot. Denn das Volk ruft: „ Hae!Hae! Calvisius Glatzkopf! Seht den Senator! Sowohl das Haar als auch das Gehirn gehen aus. Wo sind die Haare? Wo gehen sie aus? Wo ist das Gehirn? Friseure, helft dem Senator, denn er sucht Gehirn und Haare!“ M. Licinius Calvisius erträgt den Spott nicht mehr und betritt umgehend die Kurie.

5. Einkaufen im alten Rom
Während M. Licinius Calvisius zur Kurie eilt, gehen die Kaufleute auseinander und gehen ihren Geschäften nach. Die Herren und Sklaven eilen von der Kurie zum Gemüsemarkt und Lebensmittelmarkt. Auf den Marktplätzen diskutieren sie mit den Kaufleuten und kaufen Getreide, Wein und Käse. Die Sklaven tragen die Säcke und Krüge aus den Gasthäusern zu den Wohnungen. Köche steigen mit den Sklaven zum Fischmarkt herab. Und Claudia steigt mit Marcus herab. Auf dem Fischmarkt schreien die Kaufleute: „ROTBARBEN,ROTBARBEN! KAUFT ROTBARBEN!“ Die Rotbarben liegen auf den Tischen. Plötzlich sehen Marcus und Claudia den Koch Syrus. Syrus kommt zum Tisch heran, ergreift die Rotbarbe und prüft; dann tadelt er: „Die Rotbarbe stinkt!“ Der Kaufmann ruft: „Lügen! Lügen! Er stinkt nicht. Sieh! Der Fisch atmet noch.“ Der Kaufmann ergreift die Rotbarbe, der Koch hält sie fest – plötzlich liegt die Rotbarbe auf der Straße. Tatsächlich: Jetzt stinkt er!

6. Die Hüterin des heiligen Feuers
Plötzlich gehen die Sklaven auseinander, die Kaufleute schweigen. Denn die Vestalin Cornelia nähert sich mit dem Liktor (=Leibwächter). Das Volk macht sofort Platz und grüßt. Sowohl Marcus als auch Claudia grüßen. Dann steigt Cornelia zum Tempel hinauf. Cornelia muss im Tempel sein. Dort schützt sie mit Sorgfalt die Flammen auf dem Altar. Denn die Göttin Vesta, ist in den Flammen anwesend. Deshalb darf Cornelia die Göttin nicht durch Nachlässigkeit kränken. Im Gegenteil – sie bemüht sich, die Göttin mit Bitten zu versöhnen; denn Vesta bewahrt die Römer vor Unrecht. Während Cornelia zum Tempel hinaufsteigt, läuft plötzlich ein Sklave herbei. Er zittert und schreit: „Hilf, Cornelia! Hilf!“Der Herr nähert sich schon: „Der Sklave ist ein Dieb! Fasst den Dieb!“ Er bemüht sich den Sklaven zu ergreifen. Aber Cornelia tritt dazwischen. Sie befreit den Sklaven vom Herrn, beschwichtigt den Herr mit Worten und mahnt: „Zeige Nachsicht! Denn der Sklave will zum Tempel.“ Und der Herr zögert nicht zu gehorchen; er schickt den Sklaven weg.

7. Zwei "Bettler" wollen Goldschmuck kaufen
Marcus und Claudia steigen wiederum zu den Gasthäusern hinunter. Dort zeigt der Goldschmied Titus noch immer Wunderdinge. Gaius Caelius und Aulus Calpurnius gehen zum Goldschmied heran. Gaius und Aulus: „Sei gegrüßt, Titus!“ Titus: „Seid gegrüßt, Herren! Was wünscht ihr? Was verlangt ihr?“ Gaius und Aulus: „Wir wollen Schmuckstücke erwerben, denn wir haben vor, die Freundinnen zu beschenken. Die Freundinnen lieben Ringe und Ketten sehr.“ Titus: „Ihr gebt das Geld gut aus, Herren, wenn ihr Freundlinnen beschenkt: Die Freunde lieben die Freundinnen, die Freundinnen lieben Gold! Oh Liebe, oh Gold!“ Der Juwelier Titus zeigt sofort Schmuckstücke. Titus: „Hier zeige ich Ringe, hier zeige ich Ketten. Es sind Wunder. Aber ich mahne: Die Freundinnen lieben nicht nur Ringe und Ketten, sondern sie erfreuen sich auch sehr an Gewandspangen. Was wünschst du, Herr? Was willst du erwerben?“ Gaius: „Du ermahnst gut, Titus. Ich habe vor eine Gewandspange zu kaufen.“ Daraufhin erwirbt Gaius Caelius den Schmuck von dem Goldschmied – und weicht entsetzt zurück. Gaius: „Verflixt! Ich bin nicht Krösus. Ich habe kein Geld. Titus, du bist ein Halsabschneider!“ Aulus: „So ist es. Wir sind arme Leute. Titus, warum hast du kein Mitleid?“ Titus: „HÄ! HÄ! Ihr seid weder Krösus noch Bettler, sondern Schmeichler. Wenn ihr kein Geld habt, lebt wohl!“

8. Im Stadtviertel der armen Leute
Claudia: „Ich ertrage das Licht und die Hitze nicht mehr. Ich möchte jetzt im Haus sein. Komm, Marcus!“ Marcus und Claudia verlassen das Forum. Sie haben vor, durch die Subura zum Esquilin hinaufzusteigen. Denn dort ist das Haus. Sie nehmen den Weg, über die Mietshäuser. Die Subura Ist reich an Armen: Hier haben Frisöre, Schuster, Wollarbeiter und Töpfer ihre Läden. Die Bewohner der Mietshäuser stehen um Imbissbuden herum; sie wollen Nahrung und Wein kaufen. Ein alter Mann steht bei der Bude und bittet: „Gebt mir was zum essen!“ Aber der Wirt der Imbissbude vertreibt den alten Mann. Marcus und Claudia hören die Stimmen, nehmen die Gerüche wahr. Plötzlich nähern sich Betrunkene und grölen. Marcus mahnt: „Beeil dich, Claudia! In der Subura drohen Gefahren! Weißt du das denn nicht?“ „Ich weiß.“ Aber Claudia gehorcht nicht; sie hält den Begleiter zurück und ruft: „Sieh, Marcus! Dort kommt der Pädagoge Xanthippus. Nun haben wir einen Begleiter. Hallo, Xanthippus!“ Der Pädagoge hört die Stimme und stutzt: „Marcus! Claudia! Warum seid ihr ein der Subura? Kennt ihr denn nicht die Gefahren? Die Subura hat nicht nur Arme im Überfluss, sondern auch Diebe und Morde. Kommt!“

9. In der vornehmen Villa
Barbara: „Der Herr geht im Innenhof spazieren. Die Herrin schläft im Schlafraum. Und Publius und Cornelia schlafen. Wir Sklavinnen arbeiten, denn der Herr erwartet am Abend Gäste. Deshalb bereiten wir nun das Mahl vor. Horch! Der Koch Syrus ruft uns.“ Die Sklavinnen eilen zur Küche, aber Syrus nähert sich schon: „Ah, hier finde ich euch. Ich bereite die Speisen, vom Ei bis zu den Äpfeln: Und ihr, ihr schwatzt! Warum helft ihr mir nicht? Kommt mit mir in die Küche!“ Nun treten die Sklaven Balbus und Flavus ein. Balbus trägt ein Glasgefäß: „I-I-Ich bringe das W-W-Wasser, Syrus!“ Während er das Glasgefäß darreicht, stößt Flavus den Mitsklaven heimlich an: Balbus stolpert und das Glasgefäß zerbricht. Flavus freut sich: „Seht! Balbus bleibt nicht nur mit der Zunge sondern auch mit dem Fuß hängen!“ Plötzlich betritt der Herr das Atrium. Balbus bittet: „Gib Gnade, Herr!“ Aber der Herr: „Nicht dich, Balbus, sondern Flavus tadle ich. Warum kränkst du Balbus immer mit deinen Spötteleinen? Es gehört sich nicht, über einen Fehler zu lachen. Ich bestrafe dich so: Du musst morgen mit uns zum Landhaus gehen und dort arbeiten.“

10. Eine Fahrt in die Albanerberge
Starke Maultiere ziehen den Wagen. In dem Wagen sitzen Quintus, Cynthia, der Junge und das Mädchen, der Sklave Flavus führt die Maultiere. Die Kinder sehen große Denkmäler und staunen. Dort sind viele alte Grabmäler. Quintus erklärt die berühmten Denkmäler. Cynthia lobt die üppigen Wiesen und fruchtbaren Äcker. Dann zeigt Quintus auf die Albanerberge: Dort besitzt Großvater ein großes und schönes Landgut. Später mahnt Cynthia: Schau dir die müden Kinder an, Quintus! Wir müssen die Speisen zubereiten. Quintus hält sofort die Maultiere an: Steigt aus, Kinder! Dann führt Flavus die erschöpften Maultiere auf die Wiese, Quintus und Cynthia sitzen auf der Wiese. Publius und Cornelia bringen einige Speisen aus dem Wagen herbei. Der Sklave bereitet das Mahl; er reicht Speisen und Wein dar. Dann besteigen sie den Wagen und verlassen den Ort. Die Kinder beklagen sich nun nicht nur über die Maultiere, sonder auch über den langen Weg und die große Hitze. Cynthia aber versucht die Kinder zu besänftigen: Seht die Berge und die weiten Felder! Dort erwartet uns Großvater.

11. Der strenge Gutsverwalter
Die Kinder laufen herbei und grüßen die Großmutter. Die Großmutter freut sich und ruft: „Seid gegrüßt, Kinder! Ich erwarte euch schon lange. Nun bin ich froh. Bring die Speisen herbei, Lydia!“ Da tritt ein bärtiger Mann herein und grüßt mit lauter Stimme. Die Großmutter: „Sei gegrüßt, Eudoxus! Was ist?“ Weil der Junge und das Mädchen den Mann nicht kennen, erklärt Lydia: „Eudoxus ist der Verwalter und hilft dem Großvater. Denn viele und große Felder gehören zu dem Landgut. Weil der Großvater schon ein alter Mann ist, muß der Verwalter viel machen.“
Der Verwalter zeigt die verschiedenen Gebäude: Das Haus und die Ställe und die Getreidespeicher umgeben einen geräumigen Hof. Ein Maultier bewegt eine Mühle. Sklaven tragen Getreide aus den Fuhrwerken in die Getreidespeicher, Der Verwalter: „Das Korn ist reif. – Aber was sehe ich? Einige Sklaven und Sklavinnen rufen und lachen! Was macht ihr? Warum arbeitet ihr nicht?“ Sofort hören die Sklavinnen und Sklaven zu lachen auf. Eudoxus: „ Ich bin nicht zufrieden; denn die Sklaven und Sklavinnen wollen manchmal nicht arbeiten. Ich muss streng sein; Deshalb tadle ich die Sklaven und Sklavinnen, wenn sie schlecht gehorchen.

12. Ein Sklave beschwert sich
Publius hört großen Lärm. Was ist? Im Viehstall schreit der Verwalter und züchtigt einen Sklaven mit Schlägen. Während der Verwalter zu schlagen aufhört und weggehr, nähert sich Publius und fragt. Der Sklave: „Ich bin Syphax. Der Verwalter tadelt mich immer, er bestraft mich oft. Ich fürchte die Schläge des strengen Verwalters. Das Leben der anderen Sklaven ist nicht so hart.“ Publius: „So ist das nicht: Er tadelt auch die Fehler der anderen Sklaven.“ Syphax zittert: „Aber nun droht mir die Mühle. Ich versuche immer zu gehorchen. Aber die Arbeitsbedingungen sind hart.“ Publius: „Der Großvater ist nicht so streng wie der Verwalter. Wirf dich vor den Füßen des Herrn nieder!“ Syphax: „Der Herr ist ein alter Mann, ihm fehlt es nicht an Barmherzigkeit; aber ich fürchte den Zorn des wütenden Eudoxus.“ Publius: „Eudoxus ist streng, wie ich sehe. Aber er muss die Arbeit von vielen Menschen überwachen. Denn die Zahl der Sklaven ist groß; und die Sklaven sind aus verschiedenen Volksstämmen. Du, Syphax, gehorche und sei tüchtig! So fühlst du nicht den Zorn des Verwalters.“

13. Ungleiche Nachbarn
Publius und Cornelia gehen auf den Wiesen, die am Fluss gelegen sind, spazieren. Sie sehen einen Jungen, der einige Ziegen hütet. Nun kommt er heran. Cornelia: „Sei gegrüßt! Komm und spiel mit uns!“ Der Junge: „Ich spiele selten, weil ich die Ziegen hüte, die ihr hier seht.“ Publius: „Warum macht nicht einer der Sklaven die Arbeit, die du machst?“ Der Junge: „Mein Vater ist ein armer Pächter. Er hat keine Sklaven. Denn unsere Familie, die ein einziger Acker ernährt, ist im Elend.“ Cornelia: „Warum bittet ihr nicht die Bauern um Hilfe, deren Grundstücke benachbart sind?“ Publius: „Unser Großvater, dessen Felder und Wiesen du überall siehst, ist ein guter Mann. Bittet unseren Großvater um Hilfe!“ Der Junge: „Euren Großvater, der unser Nachbar ist, kennen wir genau. Oft hilft er meinem Vater mit Getreide, das uns fehlt. Manchmal arbeitet Vater auch auf den Feldern, die deinem Großvater gehören. So führen wir ein hartes und elendes Leben.“

14. Armut plagt die Bauern
Cornelia kommt zum Großvater und fragt: „Warum leben manche Bauern im Elend? Das Unglück des Nachbarn bewegt mich. Bis jetzt erklärtest du mir nicht das Unglück des Nachbarn.“ Der Großvater antwortet: „Einst führte das römische Volk viele Kriege. Nicht nur in Italien kämpften wir immer wieder, sondern auch in Spanien und Afrika und Griechenland kämpften unsere Soldaten lange Zeit. Vor allem die Bauern trugen die Lasten des Krieges. Viele Jahre lang waren sie von der Heimat abwesend; in der Zwischenzeit versuchten die Familien der Bauern die Felder zu bestellen. Oft aber waren sie im Elend; denn ohne die Hilfe der Väter mussten sie die Äcker verkaufen. Die anderen Völker nannten uns die Herren der Welt, aber unsere Bauern besaßen kein einziges Stück Land. Die aber viel hatten, wollten auch noch die Äcker der armen Bauern kaufen. Manchmal zögerten sie nicht, die Familien der Bauern aus den Feldern zu treiben. Berühmt ist der Satz von Tiberius Gracchus: Wilde Tiere haben einen Ort zum Schlafen; die aber das Vaterland mit ihrem Körper geschützt haben, haben nichts außer Luft zum Atmen. Damals war auch der Vorfahre unseres Nachbarn in Not; groß waren die Bürden, und dennoch ist er nicht aus Rom weggegangen so wie viele andere. Daher half ich meinem Nachbarn immer.

15. Der Vesuv ist ausgebrochen
Der Kaufmann Lucius kommt mit den Sklaven in den Hof. Der Großvater: „Sei gegrüßt, Lucius! Aber was ist? Warum hast du geweint? Lucius: „Wehe! Wie ich sehe, habt ihr nichts von dem großen Unglück gehört. Wehe! Der Berg Vesuv hat viele Städte, die unterhalb des Berges liegen, zerstört. Asche und Steine haben die Menschen, die in ihren Häusern Zuflucht suchten, bedeckt. Andere, die die Flammen aus den Häusern trieben, löschte der Schwefel in den Straßen aus. Große Wolken haben die Gegend verhüllt. Überall war es Nacht. Auch außerhalb der Städte haben wir Flammen gesehen, weil die Häuser der Pächter brannten.“ Der Großvater: „Du erzählst schlechte Neuigkeiten. Wie bist du der Gefahr entronnen?“ Lucius: „Ich bin mit den Sklaven im Bauernhaus gewesen, das unter dem Berg liegt. Meine Sklaven haben die Gefahr rechtzeitig gespürt. Sofort haben wir uns bemüht, aus dem Haus zu entkommen. So haben wir uns gerettet; das Vieh aber, das ich hatte, hat der entfesselte Berg vernichtet. Nun wissen wir: Auch viele Freunde haben dort ihr Leben verloren.“ Der Großvater: „Wir haben nun die schlechte Nachricht gehört.“

16. Das tragische Ende eines Wissenschaflers
Plinius beobachtete die schreckliche Wolke, die über dem Berg war. Der tapfere Mann machte auch sein Schiff bereit, weil er das Wunder (besser: Naturereignis) aus der Nähe erkennen wollte. Aber ein Bote hat einen Brief von Freunden gebracht, die von Plinius Hilfe erbaten; weil das Haus der Freunde unter dem Berg lag, drohte große Gefahr. Daraufhin Plinius: „Es ist schändlich, Freunden nicht zu helfen. Ich will die Menschen aus der Gefahr retten.“ Deshalb hat er nicht gezögert, hinabzusteigen und er hat das Schiff bestiegen. Mit lauter Stimme hat er gerufen: „Den Tapferen steht Fortuna bei!“
Weil Asche und Steine das Schiff bedeckt haben, hat Plinius versucht, Stabiae zu erreichen. Dort war noch keine Gefahr. In der Stadt Stabiae lebte der Freund Pomponianus. Plinius ist vom Schiff herabgestiegen, in das Haus des Pomponianus geeilt, hat die Familie des Freundes begrüßt. Weil sowohl die Kinder als auch die Sklaven sehr zitterten, hat Plinius mit heiterer Stimme gemahnt: „Was fürchtet ihr? Ich jedenfalls habe vor, die sonderbare Wolke von hier aus zu beobachten.“ Dann hat er gespeist, später hat er geschlafen. Die anderen waren nicht so mutig, sondern saßen in trauriger Stimmung im Freien. Überall war es Nacht. Plötzlich aber schwankten die Gebäude und alle sind aus dem Haus zum Strand gelaufen. Am Strand hat der Schwefelgeruch viele Menschen getötet; dort ist auch Plinius umgekommen

17. Die schlimme Nachricht verbreitet sich
Auf dem Landgut des Großvaters sind alle traurig, weil der Vesuv so viele Menschen getötet hat; sie nehmen an, dass auch Freunde unter den Toten sind. Selten sagen Boten, dass Freunde ihr Heil in der Flucht gesucht hätten und in Sicherheit seien. Ein Kaufmann aus Capua erzählt, dass auch Plinius, der die Flotte mit seinem Befehl leitete, aus dem Leben geschieden sei; „ Manche sagen, dass Freunde Plinius um Hilfe gebeten hätten. Deshalb hat Plinius den Sklaven befohlen, das Schiff fertig zu machen. Ich glaube, dass Plinius zuerst nach Pompeji, danach nach Stabiae wollte. Wahrscheinlich haben Asche und Steine das Schiff bedeckt. In Stabiae bemühte sich der tapfere Mann, ein Beispiel der inneren Ruhe zu geben: Pomponianus hat gesagt, dass Plinius heiter gewesen sei. Zwei Sklaven, die am Strand auf Plinius gewartet haben, meinen, dass der Schwefeldampf den berühmten Mann getötet habe. Die nach dem Unglück den Körper des Mannes am Strand gesucht haben, bestätigen, dass der Körper nicht das Aussehen eines Toten gehabt habe; denn sie glaubten, Plinius schliefe nur. Es ist traurig, dass ein solcher Mann tot ist.

18. Als in Pompeji noch Leben war
„Es ist kaum zu glauben, dass so berühmte Städte umgekommen sind, so viele Freunde zugrunde gegangen sind. Neulich bin ich in der Stadt Pompeji gewesen. Überall fand ich heitere Menschen. Ich bin zur Ringerschule gekommen, wo ich den Freund Spurius gesehen habe. Spurius wollte Hilfe von mir; er suchte nämlich seinen Sohn. Deshalb habe ich dem Freund geholfen; beide sind wir durch die Straßen gelaufen. Wir haben den Sohn zufällig auf dem Marktplatz gefunden. Nun hat wahrscheinlich der Vesuv die Familie von Spurius ausgelöscht. Ich habe nämlich nicht gehört, dass Spurius in Sicherheit sei oder sein Heil in der Flucht gesucht habe.Dann bewegten Zirkusspiele die Gemüter aller: In der Wand habe ich die Namen berühmter Gladiatoren gesehen: „Publius Ostorius hat fünfzigmal gesiegt. – Helft Murranus und Cycnus, die dreimal gesiegt haben.“ Ich glaube, dass nun auch die Gladiatoren tot sind. Schließlich bin ich durch einen breiten Weg zum Forum gelangt. Neben dem großen Theater war das Haus der Gladiatoren. Hier bin ich auf Cornelius Rufus gestoßen, der in der Nähe eine schöne Villa besaß. Dann bin ich lange bei Cornelius geblieben. Nun weiß ich, dass auch Cornelius bei dem Unglück umgekommen ist. Wehe!“

19. Krawall im Amphitheater
„Einst sind viele Menschen aus den Nachbarstädten zu den pompejanischen Spielen gekommen, unter denen auch Bauern aus der Landstadt Nuceria waren. Diejenigen, die im Amphitheater sind, erwarten ein großes Schauspiel. Während die Gladiatoren sich auf den Kampf vorbereiten, singen einige Pompejaner, die die Nucerianer gerne auslachen, Beschimpfungen gegen die Nucerianer. Einer von diesen erträgt die Beschimpfungen der Pompejaner nicht. Während dieser Mann die Pompejaner mit Worten beleidigt, kommen die einen von den Nucerianern ihm mit Geschrei zu Hilfe, die anderen versuchen, die Ihren zu beruhigen. Aber bald fliegen Sitzkissen durch die Arena, zuletzt werfen die Zuschauer Steine. Manche haben auch Waffen bei sich und töten Gegner. Ich weiß, dass die Pompejaner gesiegt haben; denn ihre Zahl war groß. Schließlich beweinten Nucerianer und Pompejaner ihre Toten. Die Nucerianer haben ihre Verwundeten nach Rom gebracht. Dort haben die Senatoren die Pompejaner bestraft: Sie haben entschieden, dass diese zehn Jahre lang keine Spiele mehr machen dürfen. Die Senatoren glaubten, ein gutes Urteil gesprochen zu haben.“

20. Was die Römer von Opfern erwarteten
Viele Bürger sind auf dem Marsfeld zusammengelaufen. Überall ist großer Lärm. Die Prozession nähert sich schon der Menge, die ein Sühneopfer erwartet: Männer, die mit Trompeten spielen, gehen vorwärts. Dann schreitet der Zensor mit Liktoren herein. Dann zeigen Priester dem Volk einen Bullen, ein Schaf und ein Schwein, deren Häupter sie mit Kränzen bedeckt haben. Am Ende der Prozession schreiten Senatoren einher. Das berühmte Spektakel gefällt den Bürgern. Vor dem Altar, der im Marsfeld liegt, bleibt der Zensor stehen und befiehlt den Priestern: „Übergebt mir das Schwein, das Schaf und den Stier“. Während der Zensor mit dem Weissager Opfertiere tötet und dem Gott Mars auf dem Altar opfert, singen Priester Lieder. Zuletzt verkündet der Weissager dem Volk das Ende der Opfer. Nun ruft ein anderer von den Priestern mit lauter Stimme: „Mars, dem wir diese Opfertiere opferten, sei dem römischen Volk gnädig! Stehe allen römischen Bürgern bei! Stehe der Stadt Rom und unseren Landhäusern bei! Stehe uns im Krieg bei! Mit diesem Sühneopfer vertrauten wir dir das Volk an.“

21. Der Untergang Trojas
Es war Nacht. Alle schliefen ,als Äneas plötzlich Geschrei hörte. Er stand sofort auf und rannte aus seinem Haus, während überall Gebäude der Stadt in Flammen standen. Gefährten erzählten ihm, dass einige Griechen heimlich aus dem Pferd herausgestiegen waren und mit Kameraden die Türen der Stadt geöffnet hatten. So erkannte Äneas, dass das hölzerne Pferd der Griechen eine List gewesen war. Äneas versucht vergeblich zu kämpfen. Weil er sieht, dass überall trojanische Männer sterben und Griechen trojanische Freuen wegführen, eilt er zu seinem Haus. Auch wenn die Gefahr groß war, suchte er trotzdem die Familie und die Kameraden zusammen und sagte: „Wenn Minerva und Apollo und Mutter Venus da sind, ist für uns Rettung da. Kommt mit mir an einen sicheren Ort!“ Mit diesen Worten warnte der pflichtgetreue Mann die Seinen. Während die Griechen sich schon seinem Haus nähern, ergreift er die rechte Hand seines Sohnes und bringt seinen Vater aus der Stadt, der die Hausgötter mit sich hat. Nun führt er die Kameraden an einen sicheren Ort und sammelt sie. Plötzlich aber erkennt er, dass seine Frau nicht da ist. Wo war sie?

22. Äneas in der Unterwelt
Äneas sah unter den Schatten der Toten seinen Vater Anchises. Er versuchte vergeblich, seinen Schatten zu ergreifen. Der Vater aber sagte dies: „Ich werde dir die Zukunft zeigen. Schau! Lavinia wirst du bald als Frau haben. Dein Sohn wird die Stadt Alba Longa erbauen. Dessen Nachkommen werden die Ehre deines Namens vergrößern: Städte werden sie bauen oder erobern. Schau! Der Nachkomme Romulus wird die Stadt Rom mit Mauern umgeben. Diese Stadt wird die Hauptstadt des Erdkreises sein. Andere Völker werden die Römer, die in dieser Stadt wohnen werden, in vielen Künsten überragen: aber die Römer, deren Vorfahr du sein wirst, werden über alle Völker herrschen. Ihr Römer werdet für die Völker Frieden und Sitten erwerben. Denn diese Künste werden die euren sein, Römer: Ihr werdet die Völker, die sich unterwerfen, schonen und die Stolzen besiegen. Schau dir die sieben Könige an, die in dieser Stadt regieren werden. Hier ist Brutus, der Tarquinius Superbus verjagen wird. Dort siehst du die große Zahl der noblen Männer, die die Stadt vor vielen Gefahren bewahren werden. Schau! Endlich wird Augustus Caesar das Gebiet des Reichs vergrößern und für Frieden auf der Erde sorgen.

23. Die Wölfin - Wahrzeichen Roms
Einst erschien der Gott Mars dem Mädchen und sagte: „Nun wirst du dein Schicksal kennen lernen: alles was du ertragen wirst, werde ich dir sagen. Obwohl du eine Vestalin bist, wirst du Zwillingssöhne haben. Deshalb wird Amulius befehlen, dass die Sklaven dich in Fesseln legen und deine Söhne in den Fluss Tiber werfen. So wirst du lange Zeit ein elendes Leben im Gefängnis führen. Aber Vater Tiber wird deine Söhne retten: Eine Wölfin wird sie finden und stillen. Später wird der Hirte Faustulus sie seiner Ehefrau Larentia geben. Diese wird sie zwischen ihren eigenen Kindern erziehen. Romulus und Remus – dies werden die Namen der Zwillinge sein – werden unter Hirten leben und bald werden sie die übrigen an Tüchtigkeit übertreffen. Nicht nur wilde Tiere werden sie fangen, sondern sie werden auch mit Räubern kämpfen. Deren Beute werden sie unter den Gefährten aufteilen. Die zornigen Räuber aber werden Remus kidnappen und ihn als Gefangenen zu Amulius bringen; fälschlich werden sie sagen, dass er in die Felder Numitors eingebrochen sei. Amulius wird Remus dann dem Bruder Numitor zur Hinrichtung übergeben. Der wird den Worten des Gefangenen, dass er sein Enkel sei, glauben. Schließlich werden die Brüder Amulius töten und dich aus dem Gefängnis befreien.“

24. Am Anfang stand ein Brudermord
Nun wollten die mutigen Brüder, nachdem sie Amulius mit Hilfe der Hirten getötet hatten, eine Stadt gründen. Sie suchen den Platz, der neben dem Tiber liegt, wo die Wölfin sie gefunden hat. Romulus: „Schau!, hier hat uns die Wölfin gestillt.“ Remus: „Hier würde es mir gefallen, eine gewaltige Stadt zu bauen.“ Romulus antwortet: „Auch ich möchte hier die Hauptstadt eines mächtigen Reichs erbauen.“ Aber dann gab es einen heftigen Streit zwischen ihnen: „Welcher von beiden wird der neuen Stadt den Namen geben? Welcher von beiden wird sie mit seiner Macht regieren?“ Keiner der Brüder war weise, sondern sie stritten sich lange Zeit mit Worten. Schließlich billigten beide das Urteil der Götter. Romulus eilte mit seinen Freunden zum Palatin, Remus erstrebte mit den seinen den Aventius. Während Romulus ein Vorzeichen erwartet, eilte ein Bote herbei und sagte, dass Remus sechs Geier gesehen habe. Nun erzählten aber die Kameraden des Romulus, es sei die doppelte Anzahl an Geiern aufgetaucht. Deshalb freut sich Romulus; und sagt danach zu Remus: „Ich billige dein Vorzeichen nicht; unsere Stadt erhält meinen Namen.“ Nun diskutieren die jungen Männer über den Sieg; schließlich greifen sie zu den Waffen und kämpfen. Livius erzählt, dass Remus bei diesem gewaltigen Streit starb. So tötete der Bruder den Bruder. (Eine Runde Mitleid! Ohhhhhhhhhh!)

25. Man muss das Orakel nur richtig deuten
Der siebte König, dessen Name Tarquinius war, war ein wilder Tyrann, nachdem er den König Servius Trullius getötet hatte. Alle Bürger fürchteten seinen Zorn und seine Grausamkeit; auch Adligen übergab er zur Hinrichtung und stahl ihre Güter. Immer hatte er Leibwächter bei sich; denn er wollte nicht mit der Liebe der Bürger sondern mit Gewalt herrschen. Deshalb nannten die Römer ihn den Hochmütigen. Endlich zeigten die Götter mit einem schrecklichen Vorzeichen, dass sie zornig waren: einige Sklaven haben nämlich erzählt, dass eine Schlange aus einer Säule gekommen war. Auch den König hat dieses Vorzeichen sehr bewegt; deshalb hat Tarquinius, obwohl er normalerweise etruskische Seher hinzuzog, zwei Söhne zum delphischen Orakel geschickt. Er gab ihnen Lucius Iunius Brutus, einen Sohn seiner Schwester, als Gefährten mit. Diese sind über das Meer nach Delphi gelangt.
Das Orakel hat gesagt: „Wer von euch als erster der Mutter einen Kuss geben wird, wird die Stadt Rom mit seiner Macht regieren.“ Die Tarquinier glaubten fälschlich, dass das Orakel ihre Mutter meint. Brutus aber hat die Worte des Orakels verstanden: Nachdem sie den Tempel hinter sich gelassen haben, ist er absichtlich hingefallen und hat die Erde mit einem Kuss berührt, die gemeinsame Mutter aller Menschen. Die unwissenden Tarquinier aber haben den Kameraden ausgelacht.

26. Ein junger Gott und seine Gaben
Die Musen begrüßen Apollo: „Sei gegrüßt, Bruder! Warum willst du in so schnellem Lauf unseren Berg erreichen? Was hast du getan?“Apollo antwortet fröhlich: „Freut euch mit mir, Schwestern! Denn tapfer habe ich gekämpft und sogar die Schlange Python ausgezeichnet besiegt. Mit einem heftigem Ansturm bin ich an das schreckliche Untier herangeeilt. Obwohl es wild zischte, habe ich mutig den Bogen ergriffen und Python, die versuchte mich anzugreifen, mit Pfeilen getötet. Nun endlich ist es den Menschen erlaubt, ohne Furcht nach Delphi zu kommen, wo Pythia, meine Priesterin, ein Orakel gab; diese hat ihren Namen von dem Drachen Python.Die Musen freuen sich sehr: „So verteidigen sich Menschen mit Hilfe das Orakel gegen widrige Umstände, wenn sie weise handeln. Denn die Urteile der Götter werden mehr gelten als die Erkenntnis der Gedanken der Menschen. Aber was hältst du in den Händen?“ Apollo zeigt den Musen eine Lyra: „Seht! Unser Merkur ist ein großer Künstler. Er hat die Lyra erfunden; mit deren Gebrauch werde ich Menschen und Götter erfreuen und sogar die Empfindungen aller auf wunderbare Weise bewegen.“ Dann führt der Gott mit fröhlicher Miene die Musen zu den schönen Häusern der Götter, die auf dem Berg Olymp liegen. Während die Götter und Göttinnen dort angenehm speisen, erfreut Apollo mit Liedern die Seelen aller sehr.

27. So grausam kann der Göttervater sein
Einst ist Herkules zum Berg Kaukasus gekommen. Dort hat er den gefesselten Prometheus und den Adler, der plötzlich angeflogen kam, gesehen. Herkules hat geschrieen: „Oh du grausamer Vogel! Oh du grausamer Mann, der dich mit seiner Hand besiegt hat. Was hast du getan?“ Prometheus hat geantwortet: „Ach! Der Adler quält mich grausam. Jupiter, der strenge Tyrann, hat mich mit gewaltigen Foltern versehen, weil ich den Menschen geholfen hatte. Denn der Vater der Götter hatte die Menschen in keinen Künsten unterwiesen und auf böse Art und Weise Opfer angeordnet. Nun ist es den Menschen tatsächlich durch mich erlaubt, viele Künste auszuüben; sogar ohne Furcht nehmen sie sich Fleisch der Opfer, aber Knochen und Fettanteile geben sie den Göttern. Doch eines fehlte: Das Benutzen von Feuer hatten die Menschen noch nicht gelernt.“ Herkules: „Hast du etwa das Feuer in die Häuser der Menschen gebracht?“ rometheus: „So ist es. Jupiter hatte verboten, dass ich den Menschen Feuer gebe. Ich war trotzdem in den Himmel heraufgestiegen und hatte einen Riesenfenchel an die Sonne gehalten, mit welchem ich das Feuer zu den Menschen gebracht hatte. Weh! Sieh den Adler, der mich aufs neue...!“ Herkules: „O welche Qualen! Wie grausam ist der Vater der Götter und Menschen!“Das Elend des Prometheus hat Herkules bewegt; deshalb hat er den Bogen ergriffen und den Adler mit Pfeilen getötet. So hat er Prometheus befreit.

28. Europa reitet auf dem Stier
Europa ruft: „Wohin führst du mich Stier? (Sie sieht das Meer.) Ich werde von dir zum Meer geführt! Wende deinen Kurs! Ach! Warum wird der Kurs von dir nicht gedreht? (der Stier springt ins Meer) Wehe! Schrecklich ist es, vom Vaterland weggebracht zu werden!“ Es ist kein Land mehr zu sehen und beide werden überall von Wellen umgeben. Europa schreit wiederum: „Warum werde ich von dir geraubt, du grausame Bestie? Oh Vater, oh Mutter, nun werdet ihr von großer Angst beunruhigt. Von euch werde ich nicht mehr gefunden werden.“ Während Europa schreit, schwieg der Stier. Europa verzweifelte schon an der Rückkehr. Ihre Haare wurden vom Wind bewegt, während sie vom Stier durch das Meer getragen wird. Ihre Kleider wurden vom Wasser bespült, als der Stier den Körper ins Wasser eintauchte. Endlich war der Strand zu sehen.
Nachdem der Stier die Erde berührt hat, wird er plötzlich in einen Gott verwandelt. Jupiter erscheint und zieht Europa mit starken Händen an sich. Mit sanften Worten redet er sie an: „Es ist nicht notwendig, dass du beunruhigt wirst, teure Europa. Denn du wirst von Jupiter, dem Vater der Himmlischen, geliebt. Großer Ruhm wird dir bereitet werden. Dem dritten Erdteil wird dein Name gegeben werden; und du wirst einen mächtigen Sohn (Minos) haben, von dem die Insel Kreta und das Meer beherrscht werden werden.

29. Fliegen - ein Traum des Menschen
Daedalus sagt (zum Sohn): „Von allen Seiten sind wir durch das weite Meer eingeschlossen. Aber ein Weg öffnet sich uns: Die Luft ist nicht vom Tyrannen besetzt; Fliegen ist also notwendig.“ Deshalb hat er seinem Sohn befohlen, viele Federn zu sammeln. Die gesammelten Federn wurden von Daedalus mit Wachs zusammengefügt. Auf diese Weise sind Flügel durch eine bewundernswerte Kunst gemacht worden. Zuerst hat der Vater versucht, mit den Flügeln zu fliegen, danach hat er auch den Sohn die neue Kunst gelehrt. Ikarus: „Sieh, Vater!“ sagte er, „auch ich hänge, da du es mich gelehrt hast, in der Luft. Bald werden wir durch dein Genie befreit sein.“ Daedalus antwortete: „Endlich ist die Natur durch die Vernunft der Menschen besiegt worden. Wie Vögel werden wir durch den Himmel fliegen. Durch eine Kunst, die bisher noch nicht vom Menschen erfunden war, werden wir dem Tyrannen entfliehen.“ Alles war zur Flucht vorbereitet, und bald hatten sie Kreta durch die Luft hinter sich gelassen. Ikarus, von Freude ergriffen, hat mit lauter Stimme gerufen: „Wie viele Inseln im Meer, wie viele Schiffe in den Wellen sehe ich! Es freut mich in einen Vogel verwandelt durch den Himmel zu fliegen.“ Dann hat er seinen Kurs höher und höher getrieben. Aber durch die Wärme der Sonne ist das Wachs geschmolzen und die Federn der Flügel wurden abgelöst. So ist der unglückliche Ikarus ins Meer gestürzt. Sein Körper ist danach vom Vater gefunden worden.

30. Überwindet die Liebe den Tod?
Orpheus lockte mit der Lyra singend nicht nur Menschen, sondern auch wilde Tiere an. Sowohl Steine als auch Baeume versuchten, an ihn heranzukommen, wenn sie die einschmeichelnde Stimme hoerten. Aber nicht einmal Orpheus ist dem Unglueck entflohen. Denn Eurydike, die ihn neulich geheiratet hatte, hat eine im Gras verborgene Schlange zufaellig beruehrt und ist von dem wilden Tier getoetet worden. Orpheus ist von der Sehnsucht nach seiner Frau dazu getrieben worden, in die Unterwelt herabzusteigen, wo er Eurydike spazieren gehend inmitten der Schatten der Toten gesehen hat. Suess singend, hat er auch die Seelen Plutos und Prosperinas bewegt:
"Wehe! Ich komme um die Seele zurueckzuverlangen, die ich immer liebte! Gebt mir Eurydike jetzt zurueck, die ich immer lieben werde! Euch hat Amor auch vereinigt. Verbindet auch unglueckliche Liebende!"
Die Seelen der Toten hoerten den schoen singenden Orpheus und sie sind durch seine traurigen Worte bewegt worden. Weder der Koenig noch die Koenigin der Unterwelt haben sich dem nach seiner Frau verlangenden Orpheus stark widersetzt. Aber eine einzige Bedingung haben sie gestellt: "Halt waehrend des ganzen Weges dein Auge von deiner Frau fern, die hinter dir gehen wird!" Doch der unglueckliche Orpheus, der Eurydike allzu sehr liebte, hat seine Augen bereits auf sie gerichtet, ehe er das Licht der Sonne gesehen hat.

Hey LeutzZz!
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~ N E W S ~
12.10.07:

Musikvideos!


30.11.07:

neues Design
Kresse?? Ich war jetzt mal so dreist und hab mal das Design verändert... Wenn du damit nich einverstanden bist, sach mir bescheid, dann änder ichs natürlich wieda!!
 
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